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Nach seiner Entlassung 1890 wurde Bismarck zu einem zentralen Symbol des Deutschen Reichs. An den „Eisernen Kanzler“ und Gründer des Reichs erinnern nicht nur zahlreiche Denkmäler, darunter das 34 Meter hohe Bismarckdenkmal in Hamburg, sondern auch 240 „Bismarcktürme“. Die konservativ-monarchische Politik Bismarcks war umstritten, selbst zu seiner Lebenszeit. Doch auch prominente liberale Kritiker, wie der Historiker Theodor Mommsen oder der Soziologe Max Weber, konnten seine Beliebtheit nicht schmälern. Mit der Einführung der Sozialversicherung schuf Bismarck außerdem eine der Grundlagen des modernen Wohlfahrtsstaats. Der Bismarck-Mythos überlebte den Sturz der Monarchie 1918, sodass es für die Nationalsozialisten später einfach war, Hitler als Fortsetzung und Vollendung von Bismarcks Wirken darzustellen. <br /> | Nach seiner Entlassung 1890 wurde Bismarck zu einem zentralen Symbol des Deutschen Reichs. An den „Eisernen Kanzler“ und Gründer des Reichs erinnern nicht nur zahlreiche Denkmäler, darunter das 34 Meter hohe Bismarckdenkmal in Hamburg, sondern auch 240 „Bismarcktürme“. Die konservativ-monarchische Politik Bismarcks war umstritten, selbst zu seiner Lebenszeit. Doch auch prominente liberale Kritiker, wie der Historiker Theodor Mommsen oder der Soziologe Max Weber, konnten seine Beliebtheit nicht schmälern. Mit der Einführung der Sozialversicherung schuf Bismarck außerdem eine der Grundlagen des modernen Wohlfahrtsstaats. Der Bismarck-Mythos überlebte den Sturz der Monarchie 1918, sodass es für die Nationalsozialisten später einfach war, Hitler als Fortsetzung und Vollendung von Bismarcks Wirken darzustellen. <br /> | ||
<loop_figure title="Das 1906 eingeweihte Bismarckdenkmal in Hamburg heute" description="" show_copyright="true" copyright="Foto: Christoph Braun. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bismarck_Monument,_Hamburg,_Germany,_IMG_4586_edit.jpg"> | <loop_figure title="Das 1906 eingeweihte Bismarckdenkmal in Hamburg heute" description="" show_copyright="true" copyright="Foto: Christoph Braun. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bismarck_Monument,_Hamburg,_Germany,_IMG_4586_edit.jpg" id="5f5a331359f0a"> | ||
[[Image:bismarck_monument_hamburg.png]] | [[Image:bismarck_monument_hamburg.png]] | ||
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:- zitiert aus Reinhard Wittram. „Das Reich und seine älteste Kolonie.“ In: Reinhard Wittram. ''Rückkehr ins Reich. Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1939/1940''. Posen, 1942. S. 44. | :- zitiert aus Reinhard Wittram. „Das Reich und seine älteste Kolonie.“ In: Reinhard Wittram. ''Rückkehr ins Reich. Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1939/1940''. Posen, 1942. S. 44. | ||
<loop_figure title="Das 1939 zu Wasser gelassene deutsche Schlachtschiff ‚Bismarck‘ " description="Es war das größte Schiff der nationalsozialistischen Marine" show_copyright="true" copyright="Source: Das Bunderarchiv. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_193-04-1-26,_Schlachtschiff_Bismarck.jpg"> | <loop_figure title="Das 1939 zu Wasser gelassene deutsche Schlachtschiff ‚Bismarck‘ " description="Es war das größte Schiff der nationalsozialistischen Marine" show_copyright="true" copyright="Source: Das Bunderarchiv. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_193-04-1-26,_Schlachtschiff_Bismarck.jpg" id="5f5a331359f1e"> | ||
[[Image:battle_ship_bismarck.png]] | [[Image:battle_ship_bismarck.png]] | ||
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<loop_figure title="Fürst Bismarck Quelle in Reinbek (bei Hamburg), 1981" description="" show_copyright="true" copyright="Foto: Olga Bandelowa. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:F%C3%BCrst-Bismarck-Quelle_August_1981.jpg"> | <loop_figure title="Fürst Bismarck Quelle in Reinbek (bei Hamburg), 1981" description="" show_copyright="true" copyright="Foto: Olga Bandelowa. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:F%C3%BCrst-Bismarck-Quelle_August_1981.jpg" id="5f5a331359f2e"> | ||
[[Image:bismarck_quelle.png]] | [[Image:bismarck_quelle.png]] | ||
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Juhan Kreem und Christian Pletzing
Der preußische Ministerpräsident und Kanzler des Deutschen Reichs Otto von Bismarck (1815-1898) war eine Persönlichkeit, die weit jenseits der deutschen Grenzen kontrovers beurteilt wird.
Nach seiner Entlassung 1890 wurde Bismarck zu einem zentralen Symbol des Deutschen Reichs. An den „Eisernen Kanzler“ und Gründer des Reichs erinnern nicht nur zahlreiche Denkmäler, darunter das 34 Meter hohe Bismarckdenkmal in Hamburg, sondern auch 240 „Bismarcktürme“. Die konservativ-monarchische Politik Bismarcks war umstritten, selbst zu seiner Lebenszeit. Doch auch prominente liberale Kritiker, wie der Historiker Theodor Mommsen oder der Soziologe Max Weber, konnten seine Beliebtheit nicht schmälern. Mit der Einführung der Sozialversicherung schuf Bismarck außerdem eine der Grundlagen des modernen Wohlfahrtsstaats. Der Bismarck-Mythos überlebte den Sturz der Monarchie 1918, sodass es für die Nationalsozialisten später einfach war, Hitler als Fortsetzung und Vollendung von Bismarcks Wirken darzustellen.
Nach 1945 wurde Bismarck in der DDR als Wegbereiter Hitlers betrachtet. Sein Geburtshaus wurde zerstört und selbst der „Bismarckhering“ wurde in „Delikatessenhering“ umbenannt. In der Bundesrepublik Deutschland der 1950er Jahre distanzierten sich die Menschen eher zögerlich von Bismarck, versuchten aber auch die These der Kontinuität von Bismarck zu Hitler zu dekonstruieren. Vor dem Hintergrund der abnehmenden Bedeutung des Nationalstaates und der französisch-deutschen Verständigung wurde der Mythos allerdings immer weniger wichtig.
Aufgrund seiner für Polen nachteiligen Politik verkörperte Bismarck in Polen alle negativen Eigenschaften der Deutschen. Besonders kritisch gesehen wurden die Ausweisung von etwa 30 000 Polen 1885, die Gründung der Preußischen Ansiedlungskommission 1886, die große polnische Ländereien aufkaufen und an deutsche Siedler verkaufen sollte, sowie der Kulturkampf gegen die Katholische Kirche und sein Bündnis mit Russland. In Polen wurde die antipolnische Kontinuität von Friedrich II. über Bismarck bis zu Hitler in weiten Teilen akzeptiert. Bis 1989 wurde Bismarck trotz einiger differenzierter Urteile polnischer Historiker von der Öffentlichkeit als Symbol des bösen Deutschen betrachtet. Der negative Bismarckmythos hatte in Polen allerdings bereits in den 1980er Jahren an Bedeutung verloren. Vor allem Bismarck-Gedenkstätten im polnischen Pommern führten als Teil des regionalen Marketings zur Herausbildung eines positiveren Bildes. Darüber hinaus wurde die Geschichte der Familie Bismarck in Szczecin und Umgebung differenzierter betrachtet, wo sich zwei Familienmitglieder für die Gründung eines internationalen Bildungszentrums in dem Herrenhaus einsetzten, das einst Bismarcks Bruder in Kulice gehörte.
In den baltischen Staaten ist die Beziehung zu Bismarck komplex. Für die Deutsch-Balten war er ein Held des deutschen Nationalstaats. Doch gleichzeitig weigerte Bismarck sich, die Deutsch-Balten gegen die russischen Zaren zu unterstützen, die in den baltischen Provinzen Reformen durchführten, mit denen die Privilegien der Deutsch-Balten unterminiert wurden. Obwohl Bismarck die baltischen Provinzen gut kannte und unter den Deutschen dort viele persönliche Freunde hatte, konnte er eine Konfrontation mit Russland, die die Reichsgründung gefährden würde, nicht zulassen. Obwohl die historische Figur Bismarck in Estland überhaupt keine Rolle spielt, gibt es dort seltsamerweise ein Kartenspiel, das Bismarck heißt und heute noch gelegentlich gespielt wird. Die Wiederbelegung des Bismarckkults in Estland ist ein Aspekt der neu entdeckten Liebe zur deutsch-baltischen Herrenhauskultur.
1898 berichtete die Warschauer Wochenzeitung Tygodnik Ilustrowany über den gerade verstorbenen Kanzler unter dem Titel „Der deutsche Kreuzritter“:
Aus den Erinnerungen der Baroness Lucie Stael-Holstein:
2006 bewertete der deutsche Historiker Volker Ullrich die Bedeutung Bismarcks nach 1990:
Die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Bismarck in Rayküll, die Konferenz, die Pflanzung einer Eiche und die Enthüllung einer Bismarck-Bank: