2.7 Wo Russland die Schweden zurückschlug: die Schlacht an der Newa (1240)

Alexandr Filyushkin
Redakteure: Jörg Hackmann und Juhan Kreem

Schweden und Russland verbindet eine lange Geschichte des Konflikts im Ostseeraum, die erst endete, als Schweden nach dem Verlust Finnlands im Jahr 1809 seine Großmachtsbestrebungen aufgab und sich damit begnügte, die verlorenen Gebiete, in den Worten von Esaias Tegnér, „in Schweden zurückzugewinnen“, d. h. nicht mehr gegen seine Nachbarn Kriege zu führen, sondern die schwedische Nation im Inneren und mit friedlichen Mitteln zu stärken. In diesem Artikel betrachten wir ein Ereignis im 13. Jahrhundert: Was geschah am 15. Juli 1240 an der Einmündung der Inger in die Newa?

Seit dem 7. und frühen 8. Jahrhundert nahmen die Spannungen zwischen dem russischen Nowgorod und dem schwedischen Königreich stetig zu, angefacht durch deren Streit um Karelien, die Newa und das Baltikum. Später kam es hier zu schwedischen Kreuzzügen und der gewaltsamen Christianisierung der karelischen Bevölkerung durch die Rus. Da es in dieser Region keine anerkannten Grenzen und kaum Festungen gab, versuchten beide Seiten, ihren Anspruch auf das Land durch Feldzüge und weiträumige Angriffe zu sichern. Auch das Ingermanland (das Gebiet um die Mündung der Newa in die Ostsee) war zwischen Nowgorod und Schweden umkämpft.

Unmittelbare Berichte über die Schlacht an der Newa finden sich nur in russischen Quellen. Schwedische Quellen enthalten nur ungenaue Angaben über den Feldzug gegen Russland von 1240 und nennen keine Einzelheiten.

Nach Aussage der russischen Chroniken verfolgten die Schweden mit ihrem Kreuzzug im Jahr 1240 das Ziel, Ladoga, die wichtigste russische Festung in der Region, und die Gebiete an beiden Seiten der Newa einzunehmen. Die Schweden wären so in der Lage, den Zugang aus dem Flusssystem der osteuropäischen Ebene über die Wolchow und den Ladogasee zur Ostsee zu kontrollieren. Möglicherweise war das eigentliche Ziel sogar die Eroberung der gesamten Republik Nowgorod.

An dem Feldzug nahmen unter anderem Schweden und Sumen, ein finnischer Stamm, teil, angeführt von Ulf Fase, der 1240 Reichsverweser (Jarl) von Schweden war. Die Armee überquerte von Stockholm aus die Ostsee, landete in Turku und zog weiter zur Mündung der Newa. Die Größe der schwedischen Truppen ist nicht genau bekannt, dürfte nach Ansicht von Historikern jedoch bei einigen hundert Mann gelegen haben. Nach Aussage der Chroniken bestand die Armee des Fürsten Alexander Jaroslawitsch Newski, die an der Schlacht an der Newa teilnahm, aus rund 1300 Soldaten.

Als russische Posten an der Mündung der Newa Schiffe der schwedischen Flotte sichteten, sandten sie sofort eine Nachricht an Fürst Alexander von Nowgorod. Er marschierte entlang der Inger dem Feind entgegen und griff am 15. Juli 1240 das Lager der Schweden an, die am Zusammenfluss von Inger und Newa Rast gemacht hatten. Die Schlacht dauerte mehrere Stunden, in denen die Schweden schwere Verluste erlitten; schließlich bestiegen sie ihre Schiffe und traten die Flucht an. Dieser uneingeschränkte Sieg der russischen Armee bedeutete das Ende des schwedischen Feldzugs. Tatsächlich unternahmen die Schweden bis 1256 keine weiteren Angriffe auf Gebiete der Republik Nowgorod. Fürst Alexander sicherte sich den Ruf eines begabten Heerführers und erhielt den Beinamen „Newski“.

Heute findet sich an der Einmündung des kleinen Fluss Inger eine ungewöhnliche Anhäufung von Denkmälern, sodass sich auf einer Fläche von 300 auf 300 Metern vier Monumente und ein Museum drängen. Sie wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten errichtet, sind aber alle dem selben Ereignis gewidmet, das in jedem russischen Schulgeschichtsbuch erwähnt wird. Hier liegt somit einer der wichtigsten russischen „Erinnerungsorte“. Am 15. Juli 1240 besiegte die Armee unter dem Kommando des Fürsten Alexander von Nowgorod die schwedischen Truppen. Der junge Fürst erhielt den Namen Alexander Newski und wurde zu einer symbolischen Figur in der russischen Geschichte.

A.D. 1240. A. M. 6748. Mit großer Streitmacht kamen die Schweden, Murmanen, Sumen und Jemen in sehr vielen Schiffen; die Schweden, die den Fürsten und ihre Bischofe [mitgebracht hatten], machten an der Mündung der Ižera in die Neva halt, denn sie wollten Ladoga und, kurz gesagt, auch Novgorod und das gesamte Novgoroder Gebiet einnehmen. Aber der sehr liebe, äußerst barmherzige, die Menschen liebende Gott rettete uns nochmals und beschützte uns vor den Fremdlingen, da jene sich ohne göttlichen Auftrag vergebens bemühten: Denn nach Novgorod gelangte die Nachricht, daß die Schweden nach Ladoga ziehen. Fürst Oleksandr zögerte keineswegs, er zog mit den Männern aus Novgorod und Ladoga gegen sie und besiegte sie am 15. Juli, dem Gedenktag für den heiligen Cericus und für Julitta, einem Sonntag, dem Tage des Konzils der 630 heiligen Väter in Kalchedon, mit der Kraft der heiligen Sophia und durch die Gebete unserer Herrin, der Gottesmutter und ewig wirkenden Jungfrau Maria; und hier gab es eine große Schlacht mit den Schweden. Und hier wurde ihr Heerführer namens Spiridon getötet; und andere behaupteten, daß hier auch ein Bischof getötet worden sei; und sehr viele von ihnen fielen. Als sie zwei Schiffe mit ihren angesehensten Männern belegt hatten, ließen sie diese zuerst in See stechen; für den Rest aber hoben sie eine Grube aus und warfen eine Unzahl hinein; und viele andere waren verschwunden; in dieser Nacht zogen sie mit Schmach bedeckt ab, ohne das Tageslicht des Montags abgewartet zu haben. Von den Novgorodern fielen hier: Konstantin Lugotinič, Gjurjata Pineščinič, Namest, Dročilo, der Sohn des Gerbers Nezdylo, – und zwar insgesamt zwanzig Männer zusammen mit denen aus Ladoga oder auch weniger, Gott weiß es. Fürst Oleksandr und die Männer aus Novgorod und Ladoga kamen wohlbehalten zu den Ihrigen zurück, von Gott und der heiligen Sophia sowie den Gebeten aller Heiligen beschützt.
- Die Erste Novgoroder Chronik aus dem 14. Jahrhundert. Zitiert nach: Die Erste Novgoroder Chronik nach ihrer ältesten Redaction (Synodalhandschrift) 1016—1330 /1352. In deutscher Übersetzung herausgegeben von Joachim Dietze, München, 1971. S. 109–110. https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/display/bsb00050584_00107.html?zoom=1.00
Von der Schlacht und dem Sieg an der Newa dank der Erscheinung der heiligen Märtyrer Boris und Gleb und der Hilfe der Engel Gottes […]. Der König eines Landes römischen Glaubens, das im Norden lag, war voller Neid und Hass, und er ärgerte sich in seinem hochmütigen Geist; als die rechte Zeit gekommen war – und er wusste, dass Batu Khan die russischen Länder rundum verheerte – hoffte der König seinerseits das restliche Russland zu erobern. Und in seinem Stolz sprach er: „Ich werde losziehen und Nowgorod die Große und alle anderen Städte einnehmen, und alle Slawen werde ich in die Sklaverei zwingen. Und ich werde den Großfürsten Alexander selbst besiegen und mit eigenen Händen lebend gefangen nehmen.“
Und er versammelte viele Männer und seine Herren und Bischöfe und Schweden und Murmanen und Sumen und Lam und füllte viele Schiffe mit seinen Truppen. Und er brach in großer Stärke auf, kriegerisch, und überquerte das Meer. Und er fuhr in die Newa ein, tollwütig, mit dem Ziel Ladoga und Nowgorod die Große und alle ihre Länder bis Walaam zu erobern [...] Vergeblich bemühten sich die Narren gegen Gottes Wille: denn die Nachricht, dass Schweden auf dem Weg nach Ladoga seien, kam vor ihnen an. Und sie schickten Gesandte zu Alexandr Jaroslawitsch, die sagten: „Halte gegen mich stand, wenn du kannst; Ich bin bereits hier und ich werde die gefangen nehmen und du sollst mein Sklave sein und deine Söhne ebenso.“
Als Fürst Alexandr Jaroslawitsch diese Worte hörte, entflammte seine Seele. Und er ging in die Kirche der Hagia Sophia und kniete vor dem heiligen Altar nieder und mit Tränen in den Augen betete er zu dem Herrn unserem Gott und der Reinsten Mutter Gottes um Hilfe. Und dann sprach er: „Oh Herr unser Gott, der du uns geboten hast, nicht nach dem Besitz unseres Nächsten zu verlangen, richte zwischen ihm und mir und verbiete ihm, den Besitz seines Nächsten zu verlangen.“ […]
Und so, in noch mehr Hast, stellte er [Fürst Alexandr] den Feind in der sechsten Stunde des Morgens. Und es gab eine große Schlacht mit den Römern und unzählige von diesen wurden erschlagen. Und der Fürst drückte sein Siegel selbst mit einem scharfen Schwert in das Gesicht des Königs. Und hier taten sich auch sechs mutige Männer, die ritterlich an seiner Seite kämpften, aus der Truppe des Großfürsten Alexandr hervor.
Der erste trug den Namen Gavrilo Oleksitsch. Dieser kämpfte sich zu einer Snäcka [ein Schiffstyp] vor und, sah, wie der Sohn des Königs, von beiden Seiten gestützt, eilig an Bord gebracht wurde. Und dann ritt er die Planke hinauf bis zum Schiff. Und sie waren vor ihm auf Deck, drehten sich zu ihm um und warfen ihn, wie er noch auf dem Pferd saß, von der Planke ins Meer. Aber nach Gottes Willen kam er unverletzt an Land und kehrte wieder zur Schlacht zurück und kämpfte ritterlich mit dem Heerführer selbst inmitten seiner Truppen. Und hier wurde ihr Heerführer Spiridon getötet, und auch ihr Bischof.
Der zweite, ein Mann aus Nowgorod, hieß Sbyslaw Jakunowitsch. Dieser warf sich immer wieder in die Schlacht mit keiner anderen Waffe als einer einzigen Axt. In seinem Herzen war keine Furcht. Viele starben von seiner Hand und alle waren verwundert über seine Stärke und seinen Mut.
Der dritte, Jakov von Polotsk, war der Jägermeister des Fürsten. Er schnitt mit seinem Schwert durch die Reihen der Feinde und kämpfte mutig. Und der Fürst lobte ihn.
Der vierte war ein Nowgoroder namens Misha. Dieser kämpfte zu Fuß und griff an der Spitze seiner Männer die Kriegsschiffe der Römer an und zerstörte drei davon.
Der fünfte war aus der Nachwuchstruppe des Fürsten, ein gewisser Sawwa. Dieser stürmte in das große Zelt des Königs, das ein goldenes Dach hatte, hieb die Stütze in Stücke und das Zelt stürzte zusammen. Und als die Truppen des Großfürsten Alexandr Jaroslawitsch das Zelt fallen sahen, jubelten sie.
Der sechste war Ratmir, ein Diener. Er kämpfte zu Fuß. Und zahlreiche Römer fielen von allen Seiten über ihn her und er fiel mit vielen Wunden und starb. […]
Und es geschah damals ein Wunder, wie in den Tagen des Altertums, während der Herrschaft des Königs Hiskija, als Sanherib, der assyrische König, gegen Jerusalem Krieg führte und die heilige Stadt erobern wollte. Und plötzlich erschienen die Engel des Herren und erschlugen einhundertfünfundachtzigtausend Männer aus dem Heer der Assyrer. Und als die Männer am Morgen aufwachten, fanden sie nur die Leichname der Toten. So war es auch nach dem Sieg des Großfürsten Alexandr Jaroslawitsch; als er den König bezwungen hatte, wurden viele Männer tot gefunden, von den Engeln Gottes erschlagen, am gegenüberliegenden Ufer der Inger, wo die Truppen des Großfürsten Alexandr Jaroslawitsch nicht gewesen waren; auch dort lagen viele Leichname der Gefallenen.
Und die restliche Armee ergriff voller Scham die Flucht. Und sie warfen die Leichname ihrer Anführer in drei große Schiffe und versenkten sie im Ladogasee.
[…]
- Illustrierte Chronikhandschrift des Zaren Ivan IV aus dem 16. Jahrhundert. Englische Übersetzung von der Website: http://www.goldschp.net/SIG/nevskii/nev1.html

Es gibt keine schwedischen Quellen, in denen die Schlacht beschrieben wird, lediglich vage Informationen über schwedische Angriffe auf Karelien und die Region um die Newa. Am Ort der Schlacht (der Mündung der Inger in die Newa) wurden wiederholt Bauwerke errichtet. Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert gab es an der Stelle einen Hafen, Brücken und Straßen, sodass keine Spuren der Schlacht aus dem 13. Jahrhundert erhalten sind.

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Im 13. Jahrhundert war dies eine Schlacht unter vielen anderen, deren Bedeutung für die russische Geschichte sich erst mit der Zeit herausbildete. Ihre Glorifizierung begann im 18. Jahrhundert, als Russland mit Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum Krieg führte (der Große Nordische Krieg 1700–1721). Im 19. und 20. Jahrhundert und insbesondere während des Zweiten Weltkriegs wurde sie dann mit dem Ringen zwischen dem russischen Reich und der germanischen Welt um den Einfluss im Baltikum assoziiert. Der Ort, an dem die Schlacht an der Newa stattfand, wurde ab dem 18. bis zum 20. Jahrhundert zu einer nationalen Gedenkstätte ausgebaut.

Alexander-Newski-Kloster: das erste Monument zu Erinnerung an die Schlacht war ein kirchlicher Bau

Auf einer Inspektionsreise nach Sankt Petersburg, der neuen Hauptstadt des russischen Reiches, ordnete Zar Peter I. im Jahr 1710 den Bau eines Klosters zu Ehren des Fürsten Alexander Newski am Zusammenfluss der Flüsse Newa und Tschornaja an. Der Zar war überzeugt, dass er das Kloster am Ort der Schlacht an der Newa gründete, in der am 15. Juli 1240 eine schwedische Armee besiegt worden war. Dank dieser Schlacht im dreizehnten Jahrhundert, konnte die Expansion der Schweden ins Baltikum gestoppt werden, und Fürst Alexander erhielt den Beinamen „Newski“. Da sich Russland 1700–-1721 im Krieg mit Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum befand, waren die historischen Parallelen offensichtlich. Fürst Alexander Newski wurde zum Schutzpatron der neuen Hauptstadt Sankt Petersburg.

Allerdings hatte sich der Zar geirrt und der Ort der Schlacht von 1240 lag in Wirklichkeit weiter flussabwärts, rund 15 km vom Alexander-Newski-Kloster entfernt. Heute hat das Kloster den Rang eines Lawra und liegt am Ende des Newski-Prospekts im Zentrum von Sankt Petersburg. Das tatsächliche Schlachtfeld befindet sich an der Mündung der Inger, eines Nebenflusses der Newa. 1711–1712 wurde hier auf Befehl von Peter dem Großen, der seinen Irrtum inzwischen bemerkt hatte, eine Kirche erbaut und dem heiligen Alexander Newski geweiht. Der Legende nach nahm Zar Peter im Jahr 1724 vor dieser Kirche die Gebeine des heiligen Alexander Newski in Empfang, die aus der Stadt Wladimir nach Sankt Petersburg überführt worden waren.

Die erste Gedächtniskirche aus Holz war bereits im Jahr 1726 niedergebrannt. Nachdem die 1730 wieder aufgebaute Kirche 1797 erneut durch ein Feuer zerstört worden war, wurde 1798–1799 zum Gedenken an die Schlacht an der Newa eine steinerne Kirche erbaut, die bis heute erhalten ist. Die vermutlich von den Architekten P. und V. Neyolovs entworfene Kirche wurde 1820–1823, 1835–1836 und nochmals 1871–1875 renoviert. 1934 widmeten die Kommunisten die Kirche zum Lagerhaus um. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt; 1942 wurde der Glockenturm gesprengt und 1962 stürzte aufgrund dieses Schadens auch die Kuppel ein.

1986 wurde vorgeschlagen, auf der Kirchenruine einen Obelisken zu errichten, der als Denkmal für die Schlacht an der Newa dienen sollte. Dann jedoch wurde ein umfangreiches Projekt zum Wiederaufbau der Gedächtniskirche angestoßen, für das sich vor allem der Verein „Newa-Schlacht“ und dessen Vorsitzender G. Trubnikov stark engagierten. Der Wiederaufbau dauerte von 1987 bis 1995 (den Großteil der Arbeiten übernahm die Firma „Lenoblrestavratsiya“) und schließlich wurde der Bau der orthodoxen Kirche übergeben.

Die Alexander-Newski-Kirche liegt am linken Ufer der Inger an deren Mündung in die Newa. Sie hat zwei Kapellen, von denen die nördliche dem heiligen Nicholas und die südliche der Enthauptung Johannes´ des Täufers gewidmet ist.

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Sowjetisches Ehrenmal des militärischen Ruhms

1958 errichteten Soldaten- und Veteranenvereine („Soldatengesellschaften“) am rechten Ufer der Inger, rund 200 bis 300 m vor deren Mündung eine 1,5 Meter hohe Stele aus poliertem Stein; Anlass war das 250. Jubiläum des damaligen Leningrads (1703–1953). Die Inschrift auf dem Stein lautet:

AM 15. JULI 1240 FAND HIER DIE SCHLACHT STATT, IN DER DIE RUSSISCHE ARMEE UNTER DEM KOMMANDO VON ALEXANDER NEWSKI DIE ZAHLENMÄSSIG ÜBERLEGENEN FEINDLICHEN KRÄFTE, DIE IN UNSER HEIMATLAND EINGEDRUNGEN WAREN, VOLLSTÄNDIG UND ÜBERZEUGEND BESIEGTE. ERRICHTET VON DER MILITÄRISCHEN GEMEINSCHAFT DER STADT ZUM GEDENKEN AN DAS 250. JUBILÄUM DER STADT LENINGRAD.

Das Monument ist in dem schlichten und steifen militärischen Stil entworfen, der für die auf dem Gebiet der UdSSR in den 1950er Jahren errichteten Soldatendenkmäler charakteristisch ist. Seine Inschrift zieht klare Parallelen zwischen der Schlacht im dreizehnten Jahrhundert und dem noch nicht lange vergangenen Großen Vaterländischen Krieg. Das Ehrenmal symbolisiert vor allem die Verteidigung gegen fremde Invasoren, d. h. gegen Angriffe von außen.

Außergewöhnlich ist vor allem sein Standort, das Schlachtfeld an der Newa vom 15. Juli 1240. Man weiß zwar, dass die Schlacht nahe der Mündung der Inger stattgefunden hat, wo die schwedischen Truppen von den Soldaten des Fürsten Alexander angegriffen wurden; die genaue Position ist aber nicht bekannt. Historiker streiten immer noch darüber, ob sich das Schlachtfeld am rechten oder linken Flussufer befindet. Das Ehrenmal steht am rechten Ufer, die Gedächtniskirche am linken.

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Der Sieg des Fürsten Alexander als Zeichen für göttlichen Schutz

Viele Legenden, die über einen mit Gottes Hilfe gewonnenen Sieg berichten, werden auf die Schlacht an der Newa bezogen. Fürst Alexander Newski wurde 1547 heiliggesprochen. Er ist nicht nur einer der berühmtesten russischen Militärführer, sondern auch einer der am meisten verehrten Heiligen, wobei letzteres erst in der postsowjetischen Zeit wieder in den Vordergrund gerückt ist. Im Jahr 2002 wurde auf dem Friedhof in der Nähe der Alexander-Newski-Kirche ein Denkmal mit dem Titel „Eine Gedächtniskapelle am Ort der göttlichen Hilfe am Tag der Schlacht an der Newa“ aufgestellt. Es stellt das halbfigürliche Bildnis von Alexander Newski im plastischen Rahmen einer orthodoxen Kapelle dar. Das Projekt wurde von A. V. Ostapenko finanziert, von A. A. Seleznyev initiiert und von den Bildhauern G. Kozenyuk und A. A. Palmin sowie den Architekten V. L. Chulkevich und V. E. Zhukov entworfen und ausgeführt. Es ist vor allem ein Symbol des Christentums, nicht der militärischen Macht. Der christliche Symbolismus wird durch den Standort des Denkmals innerhalb dieses Erinnerungsorts, dem Kirchhof, noch verstärkt. Dadurch fungiert die Schlacht an der Newa als Manifestation der göttlichen Intervention, als Symbol dafür, dass Gott Russland schützt (die Inschrift in der Kuppel der Kapelle lautet: „Gott ist nicht in der Kraft, sondern in der Wahrheit“).

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Fürst Alexander hat die Schweden besiegt und den Angriff des Westens gegen Russland abgewehrt

2003 wurde auf der linken Landzunge der Mündung der Inger gegenüber der Alexander-Newski-Kirche ein Denkmal des Bildhauers V. E. Gorevoy und des Architekten V. A. Popov errichtet, das den Fürsten darstellt, eine stehende Bronzestatue auf einem hohen Sockel (das Monument ist insgesamt 10 Meter hoch und 6 Tonnen schwer). Fürst Alexander Newski ist als Krieger mit Harnisch dargestellt, der die Waffen und Rüstungen seiner besiegten Feinde mit Füßen tritt. Die Rüstungen weisen westeuropäische Elemente auf, z. B. Topfhelme, die weniger die Schweden als vielmehr die Deutschordensritter symbolisieren, die in vielen Filmen mit solchen Helmen dargestellt werden. Damit wird das Bild von Alexander Newski als dem Herrscher betont, der sich dem Angriff des Westens auf die Rus entgegengestellt hat.

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Ein Museum, das den historischen Mythos einfängt

2009 wurde auf der Landzunge zwischen Inger und Newa ein Museum eingeweiht, in dem das Diorama „Die Schlacht an der Newa“ ausgestellt wird. Neben diesem Schlachtengemälde des Künstlers I. S. Zhebrovsky, werden auch moderne Nachbildungen von Rüstungen präsentiert. Inhalt und Geist des Museums visualisieren das „Leben des Fürsten Alexander Newski“ in der kanonisierten Version und reproduzieren die legendären Ereignisse des Jahres 1240. Das Museum kombiniert alle drei bereits beschriebenen Aspekte: die Schlacht an der Newa als Symbol für die Abwehr aggressiver Invasoren, der religiöse Aspekt und Alexander Newski als der Kriegsherr, der den Westen besiegt hat. Dabei ist zu erwähnen, dass das Museum auf einer Initiative der Öffentlichkeit zurückgeht, genauer gesagt auf die der Einwohner von Ust-Izhora, Enthusiasten und Patrioten ihres „kleinen Mutterlandes“, und daher äußerst beliebt ist.

Wie und wann wurde der Ort der Schlacht an der Newa zu einem „Erinnerungsort“ der russischen Geschichte?

Für seine Zeitgenossen war die Schlacht an der Newa im Jahr 1240 vor allem ein biografischer Höhepunkt des Fürsten Alexander Newski, seine bekannteste militärische Leistung. Kein Wunder also, dass deren ausführlichste Beschreibung in der um 1280 entstandenen Biografie des Fürsten zu finden ist. Es wurde angenommen, dass die Schlacht im dreizehnten Jahrhundert die schwedische Expansion ins Mündungsgebiet der Newa und das Ingermanland beendet hat. In der schwedischen Geschichte spielt die Schlacht an der Newa eine wesentlich unbedeutendere Rolle und in westlichen Chroniken wird sie überhaupt nicht erwähnt. Auch die schwedische Geschichtswissenschaft des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts hat sich nicht für dieses Ereignis interessiert.

Der Ruf des Fürsten als Verteidiger der Orthodoxie und des gesamten russischen Reichs entwickelte sich erst nach und nach. Der Kriegsfürst wurde im Jahr 1547 heiliggesprochen. Ab der Zeit des Zaren Peter I. (1682–1721) galt Alexander Newski vor allem als historischer Vorgänger von Peter dem Großen in seinem Kampf um die Vormacht im Ostseeraum. In diesem Kontext wurde der Wunsch nach einer historischen Darstellung der Schlacht an der Newa von Jahr zu Jahr stärker und die Erzählungen über die Schlacht wurden mit symbolischen Bedeutungsebenen aufgeladen: Widerstand gegen die westliche Aggression, Schutz des orthodoxen Glaubens vor einer katholischen Expansion, Verteidigung der Newa und der Ostseeküste und Sieg Russlands in der kulturellen und zivilisatorischen Konfrontation mit Europa.

Die Monumente, die sich im Dorf Ust-Izhora in der Nähe des historischen Schlachtfelds konzentrieren, spiegeln all diese symbolischen Aspekte wider, die für die russische Geschichte so wichtig sind. Es ist bemerkenswert, dass diese Aspekte sich überlagern und kein einziger davon aufgegeben wurde. Das Bild der Schlacht an der Newa wurde inzwischen mit Hilfe moderner Technologien weiter verfestigt. So werden in dem Film Alexander. Die Schlacht an der Newa des Regisseurs Igor Kalenov, der 2008 in die russischen Kinos kam, Staatsideologie, wissenschaftliche Geschichtsschreibung und die volkstümliche Nacherzählung der Ereignisse widerspruchsfrei verflochten.

Fragen zur Reflexion

  1. Wie hat sich das Bild von Alexander Newski mit der Zeit verändert? Welche politischen Ereignisse haben diesen Prozess beeinflusst?
  2. Was sagt uns das Fehlen von Quellen und historischen Darstellungen auf der schwedischen Seite?
  3. Lese den nächsten Text „Die Alexander-Newski-Kathedrale in Tallinn“. Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede kannst du erkennen?


Weiterführende Literatur

  1. Mari Isoaho. The Image of Aleksandr Nevskiy in Medieval Russia: Warrior and Saint (Das Bild des Alexander Newski im Russland des Mittelalters: Kriegsherr und Heiliger) (The Northern World; 21). Leiden, Brill Academic Publishers, 2006.
  2. Yurij Krivosheev, Roman Sokolov. Aleksandr Nevskij: Epokha i pamiat’ (Alexander Newski. Epoche und Erinnerung). St Petersburg, Izdatel’stvo Olega Abyshko, 2018.
  3. Frithjof Benjamin Schenk. Aleksandr Nevskij. Heiliger – Fürst – Nationalheld. Eine Erinnerungsfigur im russischen kulturellen Gedächtnis (1263–2000). Köln, Weimar, Wien, Böhlau Verlag, 2004.