Anders Fröjmark, Juhan Kreem und Vitalija Kasperavičiūtė
Im Jahr 2017 wurde in den Ländern rund um die Ostsee an 500 Jahre Reformation erinnert, allerdings auf verschiedene Weise und in unterschiedlichem Ausmaß. In Dänemark beispielsweise werden wahrscheinlich wenige Menschen die unzähligen Bücher, Ausstellungen und Medienberichte übersehen haben, während im Nachbarland Schweden die Feierlichkeiten mehr oder weniger unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit stattfanden. Allerdings wurde der Papst eingeladen, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen, was für die Feier eines Ereignisses, das einst zur Spaltung des westlichen Christentums geführt hat, alles andere als selbstverständlich ist.
In Litauen hat das litauische Parlament, der Seimas, das Jahr 2017 zum Jahr der Reformation erklärt. Die Entscheidung des Parlaments beruhte auf der Annahme, dass viele christliche Länder das 500. Jubiläum der lutherischen Reformation feiern und an das Jahr 1517, in dem Luther seine Thesen veröffentlicht hat, erinnern würden. Sie unterstrich aber auch die Tatsache, dass die Reformation in Litauen viele berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht hat, die die Liebe zur Landessprache pflegten und förderten, sich als Schriftsteller und in der Kultur engagierten und das Bildungssystem mitgestalteten. Dazu gehören Martynas Mažvydas (Martinus Mosvidius), Kristijonas Donelaitis (Christian Donaleitis), Jonas Bretkūnas (Johannes Bretke, Bretkus) und Abraomas Kulvietis (Abraham Culvensis). Darüber hinaus löste die Reformation neue soziale, wirtschaftliche, politische und kulturelle Prozesse in Europa aus, die sich auch auf Litauen stark auswirkten.
In Estland waren die Traditionen des Luthertums immer mächtig. In der allgemeinen Wahrnehmung kümmerte sich die lutherische Kirche stark um die Entwicklung der estnischen Sprache und förderte die Schulbildung. Das Jahr 2017 wurde vor allem von der estnisch-lutherischen Kirche gefeiert, die die Feierlichkeiten mit der Hunderjahrfeier der estnischen Republik 2018 verband. Schon 1924, als das Jubiläum des Beginns der Reformation in Estland gefeiert wurde, hatte die Kirche betont, dass Luthers Reden über die Freiheit die Esten dazu angeregt hat, für ihre persönliche und politische Freiheit zu kämpfen. Die Rolle des Luthertums in der estnischen Geschichte ist allerdings nicht ganz so gradlinig. Obwohl viele der Anführer der estnischen Nationalbewegung protestantische Pfarrer waren, gehörte die Kirche selbst zum Ancien Régime. So zeigen beispielweise die vielen Übertritte zur russisch-orthodoxen Kirche im 19. Jahrhundert, dass die protestantische Kirche die spirituellen Bedürfnisse der Menschen nicht erfüllte.
Als Beginn der Reformation gilt in der Regel die Veröffentlichung der 95 Thesen zur Klärung der Kraft der Ablässe durch Martin Luther 1517. Zwar gab es bis zum Wormser Edikt 1521, das Luther zum Gesetzlosen erklärte, keine endgültige Spaltung zwischen den Katholiken und der aufkeimenden lutherischen Linie. Die Spannungen waren in den Jahren allerdings immer größer und die Position Luthers und seiner Anhänger radikaler geworden
Luthers Kritik bezog sich ursprünglich auf den Ablasshandel und einige Aspekte der Lehren vom Fegefeuer und des Gnadenschatzes. Die Reformation beinhaltete später aber auch die Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium, das völlige Vertrauen auf die Heilige Schrift als einziger Quelle des wahren Glaubens und die Überzeugung, dass nicht gute Taten sondern einzig der Glaube an Jesus der Weg zu Gottes Verbegung für Sünden ist.
In der Ostseeregion verbreiteten sich die ersten Ideen der Reformation in den Städten, während die Menschen auf dem Land grundsätzlich damit zufrieden waren, den wiederkehrenden Zyklen des christlichen Jahres zu folgen, den heiligen Ritualen beizuwohnen und den Gemeindepriester als Vermittler zwischen Himmel und Erde zu betrachten. Die Menschen in den Städten konnten mehrheitlich lesen und schreiben und waren neuen Ideen gegenüber offener. Das 15. Jahrhundert war im Nordwesten Europas eine Zeit wachsender Städte. Diese waren Orte intensiver religiöser Leidenschaft und neuer religiöser Bewegungen, die mal mehr, mal weniger Teil der katholischen Hierarchien sowie ihrer Überwachung und Leitung waren. Im follgenden Jahrhundert waren die Städte reif für die Reformation. In Riga wurde die Reformation bereits 1522 gepredigt, kurz danach wird von ersten Predigern in Tallinn berichtet. In der damals zu Dänemark gehörenden Stadt Malmö konnten die Ideen der Reformation ab 1527 Fuß fassen.
Dies fiel mit Veränderungen auf politischer Ebene zusammen: der Geburt des frühneuzeitlichen Fürstenstaats. Fürsten wie Heinrich VIII. in England, Christian III. in den Dänemark und Norwegen und Gustav Wasa in Schweden waren nicht die ersten, die nach mehr direkter Kontrolle über ihre Territorien und deren Ressourcen strebten, wie beispielsweise über die Eigentümer von Kirchen und Abteien, die von Steuern befreit waren. Doch sie traten mit größerem Selbstbewusstsein auf als ihre Vorgänger, das teilweise von den Ideen der Reformation, die das Eigentum der Kirche und die religiösen Hierarchien ebenfalls kritisierten, getragen wurde.
Gleichzeitig war die Autorität des Papsttums und der zentralen Institutionen der Kirche durch das Abendländische Schisma am Ende des 14. Jahrhunderts und die darauffolgende konziliare Bewegung beschädigt. Die katholischen Gläubigen überall in Europa hatten den Eindruck, die katholische Hierarchie sei - auf sich allein gestellt . anfällig für Richtungskämpfe und Korruption, und nur die starke Führung des KAisers und anderer weltlicher Herrscher habe die Kirche erfolgreich auf ihren Kurs zurückgebracht. Entscheidend war möglicherweise weniger der Verlust der Autonomie der katholischen Kirche als vielmehr der Verlust ihrer moralischen Autorität - und das in einem religiösen Klima, das von starken spirituellen Bewegungen unter den Laien geprägt war.
Machmal trat die reformatorische Bewegung radikal auf und wurde begleitet von ikonoklstischen Angriffen, bei denen Bilder und Objekte katholischer Riten gewaltsam aus Kirchen entfernt und Bettelmönche aus ihren Klöstern verjagt wurden. Wenig überraschend fanden solche Szenen fast ausschließlich in Städten statt, wo die Reformation von einer wirklichen Volksbewegung getragen wurde. In den ländichen Teilen der Ostseeregion waren solche Ereignisse selten. Hier war es stattdessen die Haltung der Herrscher, die bestimmte, welche Richtung die Ereignisse nehmen würden.
Ein Beispiel ist der schwedische König, Gustav Wasa (1523-1560), der erkannte, dass er vorsichtig vorgehen musste, um keinen Widerstand zu erzuegen. Denn sein Land war tief im Katholizismus verankert, und der Heiligenkult war dort im Spätmittelalter wesentlich lebendiger als in fast jedem anderen christlichen Land. Sein Ziel war die Stärkung der Finanzen des Reichs durch die Verstaatlichung der kirchlichen Eigentümer. Dies bedeutete, dass die meisten Klöster und Konvente geschlossen wurden, allerdings zog sich dies über mehrere Jahre hin und wurde möglichst geräuschlos durchgeführt. Während das Bischofsamt in Dänemark abgeschafft wurde, ließ Gustav Wasa es bestehen, entzog ihm aber die finanziellen Ressourcen. Die Umsetzung der Reformation nahm fast das gesamte 16. Jahrhundert in Anspruch, bis im Jahr 1593 auf einer Synode in Uppsala schließlich der Anschluss der Schwedischen Kirche an den evangelischen, also den lutherischen Glauben beschlossen wurde. Zwei Jahre später wurde das Kloster Vadstena geschlossen. Ein von Herzog Karl, dem jüngsten Sohn Gustavs, angeführtter Aufstand im Jahr 1598 setzte König Sigismund mit der Begründung ab, dass eine protestantische Nation nicht von einem katholischen König grführt werden könne. Dies war, hoffentlich, der letzte Bürgerkrieg in Schweden. Aber da Sigismund auch König von Polen und Großherzog waar, war dies auch der Beginn der verheerenden Kriege zwischen Polen und Schweden im 17. Jahrhundert.
Während in den meisten Gebieten der Ostseeregion der lutherische Zweig der Reformation erfolgreich war, traten mancherorts auch reformierte (calvinistische) Varianten auf, vor allem in Polen und dem Großherzogtum Litauen, wo unter der Herrschaft von Sigismund II. Augustus (1548-1572) religöse Toleranz herrschte. Multikulturalismus und Multikonfessionalismus werden manchmal als größter Beitrag Polens zur europäischen Kultur betrachtet. Mit zehn verschiedenen Konfessionen war das Großherzogtum Litauen diesbezüglich einziartig im 16. Jahrhundert, sogar im Vergleich zu so vielfältigen Ländern wie Polen und Siebenbürgen. Das Großherzogtum Litauen sticht durch die Geschwindigkeit, mit der es den Multikulturalismus rechtlich anerkannte, aus den anderen Ländern Zentral- und Osteuropas hervor. Später verengten sich die Toleranzgrenzen in Polen und Litauen, doch die Veränderungen vollzogen sich langsam und ohne Zwang, sodass der Multikonfessionalismus bis ins 20. Jahrhundert überlebte. Man kann wohl behaupten, dass das Litauen des 16. Jahrhunderts der Geburtsort europäischer Toleranz war.
Insbesondere einige Familien innerhalb des Hochadels konvertierten zum reformierten Glauben. Unter ihnen waren Zweige der mächtigen und einflussreichen litauischen Radziwiłł-Familie. Sie entschieden sich für den Calvinismus, weil er besser zu ihren Plänen passte, die Macht des Großherzogs zu schwächen, die in hohem Maße auf der Autorität der Kirche beruhte. Sie wollten aber auch grundsätzlich den Einfluss der katholischen Kirche einschränken. In Preußen war der lutherische Glaube weit verbreitet, doch die meisten polnischen und litauischen Untertanen von Sigismund blieben katholisch.
Die Führung der römisch-katholischen Kirche reagierte mit einer katholischen Reformation, häufig als Gegenreformation bezeichnet. Nordwesteuropa wurde, bis auf den grösten Teil von Irland, protestantisch. Südeuropa blieb überwiegend katholisch, abgesehen von den vielfach verfolgten Waldensern. Zentraleuropa war der wichtigste Schauplatz des Dreißigjährigen Krieges. Auch gab es bis ins 19. Jahrhundert immer wieder Vertreibungen von Protestanten aus Zentraleuropa. In den Staaten des Warschauer Paktes verringerte sich nach dem 2. Weltkrieg und der Umsiedlung der ethnisch Deutschen nach Ostdeutschalnd oder Sibirien der Anteil der Protestanten, obwohl einige Angehörige dieses Glaubens bis heute dort leben. Die Abwesenheit von Protestanten bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Reformation gescheitert ist.
1534 wurde der Jesuitenorden gegründet, um den Katholizismus wiederzubeleben und dem Einfluss der Lutheraner und anderer Reformer etwas entgegenzusentzen. Der Orden setzte vor allem auf Bildung und Missionierung in Übersee. 1579 wurde die Universität von Vilnius gegründet.
Das Ende de Zeitalters der Reformation ist umstritten: Mögliche Endpunkte sind die Annahme des Glaubensbekenntnisses, die das Zeitalter der Orthodoxie einläutete. Andere Denkschulen beziehn den Endpunkt auf die Gegenreformation oder den Westfälischen Frieden (1648).
Die Auswirkungen der protestantischen Reformation und der Gegenreformation waren gewaltig. Eine der wichtigsten langfristigen Folgen war die Erhöhung des allegemeinen Bildungsniveaus. Martin Luther bestand auf dem allgemeinen Priestertum aller getauften Christen, was bedeutete, dass alle - Frauen wir Männer - eine persönliche Verantwortung für ihr spirituelles Wohl haben und deshalb in der Lage sein sollten, die Bibel und den Katechismus zu lesen. Doch auch in der katholischen Welt wurde Bildung als Mittel zu Stärkung des katholischen Glaubens betrachtet. Mit den Ursulinen und Jesuiten entstanden neue Orden, die Bildung zu ihrem Schwerpunkt machten, sodass auf lange Sicht die Entwicklung derjenigen in der protestantischen Welt entsprach.
Auch der Buchdruck in der jeweiligen Landessprache wurde durch die religiösen Konflikte beschleunigt. Katholiken und Protestanten gaben Katechismen und andere religiöse Bücher heraus. Um nur einige Beispiele zu nennen: In Finnland, damals östlicher Teil des Königreichs Schweden, entwickelte Mikael Agricola (1510-1557) mit seinem ABC-Kiria 1543 ein Regelwerk für die finnische Schriftsprache und veröffentlichte 1548 eine finnische Übersetzung des Neuen Testaments. Währenddessen veröffentliche Martynas Mažvydas (1510-1563) 1547 in Königsberg das erste gedruckte Buch Litauens, einen Katechismus mit Fibel.
Nach der Reformation wurden neue Universitäten gegründet, unter anderem in Königsberg (1544), Vilnius (1579) und Tartu (1632).
Weniger positiv war der Verlust eines Gemeinschaftssinns in Europa. Der katholische Glaube und die katholische Liturgie waren ein verbindendes Element, von Tromsø im Norden bis Syracuse im Süden, von Vilnius im Osten bis Santiago de Compostela im Westen. Nun führten die Mitglieder verschiedener Konfessionen Krieg gegeneinander. Insbesondere das 17. Jahrhundert war in Europa von Kriegen geplagt, die zumindest teilweise religiös motiviert waren.
In der Ostseeregion hatte die Reformation größere Folgen als in den meisten anderen Teilen Europas. Es traten langfristige politische Veränderungen ein, beispielsweise 1537 die Unterordnung Norwegens unter die dänische Krone nach der erzwungenen Auflösung der norwegischen Kirchenprovinz – der stärksten politischen und ideologischen Struktur in Norwegen im Spätmittelalter unter Führung des katholischen Erzbischofs von Nidaros (Trondheim). Ein weiteres Beispiel ist die Krise und Auflösung des mittelalterlichen Livlands, wo die Raison d’Être des Deutschen Ordens und der katholischen Bischöfe, die eine ausgedehnte weltliche Macht besaßen, untergraben wurde. Mitglieder des Ordens, darunter der letzte Landmeister, Gotthard Kettler, konvertierten zum Luthertum. Um die Gebiete dieses geschwächten mittelalterlichen Fürstentums stritten sich abwechselnd Polen, Litauen, Dänemark, Schweden und Russland.
Südlich von Livland wurde durch die Lubliner Union ein Staat gegründet, die königliche Republik Polen-Litauen, auch als Rzeczpospolita bekannt. Diese geopolitische Situation brachte einen starken katholischen Staat hervor. Deshalb war die Gegenreformation in Litauen und Polen recht erfolgreich.
Während die katholische Kirche während des ganzen Mittelalters leidenschaftlich um ihre Unabhängigkeit kämpfte, suchten die reformierten Bewegungen Schutz und Unterstützung bei den weltlichen Herrschern und wurden in den meisten Fällen zu Staatskirchen. Dies kann auf lange Sicht zu einer Schwächung ihrer Widerstandskraft in Zeiten politischer Unterdrückung und/oder Besetzung beigetragen haben – ganz im Gegensatz zur Rolle der katholischen Kirche in Litauen und Polen während der sowjetischen Besatzung und kommunistischen Herrschaft.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Reformation im Norden ist ihre Auswirkung auf ethnische Minoritäten, wie die Samen. Zum Ende des Mittelalters wurden die Samen in der Regel getauft, trugen christliche Namen und fasteten an den Freitagen. Die Reformer betrachteten sie allerdings als Heiden und verachteten ihr Fasten als vergebliches Mühen um Werkgerechtigkeit. Daher wurden die Samen das Objekt einer zweiten „Christianisierung“.
Während die Welt des westlichen Christentums durch die Diskussionen und Kämpfe über den richtigen Weg, Christus zu folgen, entzweibrach, schienen die östlichen orthodoxen Kirchen kaum betroffen. Die Liturgie und Lehren der orthodoxen Kirche waren scheinbar gefestigt. Dennoch verhandelten orthodoxe Bischöfe aus dem weiten Gebiet des Großherzogtums Litauen – möglicherweise eher aus politischen als aus religiösen Gründen – mit dem Papst in Rom über die Gründung einer Union, in der die charakteristischen Elemente des orthodoxen religiösen Lebens und seiner Liturgie nicht aufgegeben würden. Das Ergebnis war die Union von Brest 1595, die schließlich zu der sogenannten ruthenischen oder unierten Kirche führte – einer Kirche mit östlichen Ritualen unter der Autorität des römischen Papstes. Diese Kirchen gehören noch immer zur religiösen Landschaft in Ost- und Zentraleuropa.
IIn den Ländern, in denen die Reformation gesiegt hatte, wurden die katholischen Kirchengebäude relativ schnell an die Bedürfnisse der lutherischen Gemeinden angepasst. Häufig wurden die alten Altäre und Heiligenbilder behalten oder an weniger sichtbaren Orten aufgestellt. In anderen Fällen waren die Veränderungen umfassender.
Die Kirche Sankt Petri in Malmö ist eine gotische Kirche aus dem 14. Jahrhundert, die über Generationen der katholischen Gemeinde in der wohlhabenden Küstenstadt diente. Malmö erwies sich als fruchtbarer Boden für die Ideen der Reformation. Die Reformation in Malmö war begleitet von Bilderstürmen, die sonst unüblich für die nordischen Länder waren. Viele Altäre und Heiligenbilder wurden bereits 1529 zerstört. 1555 wurden die Wände der Kirche geweißt, um die katholischen Wandmalereien zu überdecken. Das Innere wurde für die Zwecke des protestantischen Gottesdienstes umgebaut, mit Kirchenbänken in geordneten Blöcken und einer Kanzel an prominenter Stelle. Statt der Heiligenbilder, die Farbe in das Innere gebracht hatten, wurden die Wände mit den Grabschriften wohlhabender Kaufleute und Geistlicher bedeckt.
Die gleiche Leichtigkeit, mit der katholische Kirchen für protestantische Zwecke umgenutzt werden konnten, funktionierte auch in die andere Richtung. Manche Kirchen aus der Zeit des Katholizismus, die reformiert worden waren, wurden im 20. Jahrhundert wieder zu katholischen Kirchen, wie beispielsweise die St.-Jakobs-Kathedrale in Riga und viele Kirchen in Pommern.
In Pommern befindet sich auch dieses Beispiel einer Kirche, die als protestantisches Gotteshaus erbaut und Ende der 1940er Jahre zu einer katholischen Kirche umgewandelt wurde: die ehemalige Gutskirche von Kulice (Külz). Die Kirche wurde 1865 auf dem Landsitz der Familie Bismarck erbaut, als Pommern überwiegend protestantisch und deutschsprachig war. Aufgrund der Veränderungen nach dem 2. Weltkrieg wurden die Deutschen gezwungen, das Gebiet östlich der Oder zu verlassen, das im Anschluss von katholischen Polen besiedelt wurde. Diese waren zuvor häufig gewaltsam aus den Teilen Polens vertrieben worden, die von der Sowjetunion besetzt worden waren.
Der hoffentlich letzte Bürgerkrieg in Schweden fand 1598 statt. Der schwedische König Sigismund (auch Sigismund III. von Polen und Litauen) wurde von seinem eigenen Onkel, Herzog Karl, angefochten. Die entscheidende Schlacht fand am 25. September 1598 in Stångebro in der Nähe von Linköping statt. Herzog Karl gewann und Sigismund flüchtete aus Schweden. Grausame und scheinbar endlose Kriege zwischen Schweden und Polen folgten. Herzog Karl ließ in Schweden zahlreiche Adlige hinrichten, deren einziges Verbrechen darin bestand, dass sie ihrem rechtmäßigen König treu waren.
Auf dem Schlachtfeld wurde 1898 ein Denkmal errichtet. Die Inschrift spricht weder von einem Bürgerkrieg noch von einem Aufstand, sondern lautet: „Die von den Vätern vermachte Freiheit und der evangelisch-lutherische Glaube wurden für das schwedische Volk gerettet“. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die Herrschaft von König Sigismund die traditionellen Freiheiten oder die Religion der Mehrheit der Schweden gefährdet hat.
Nach der Niederlage von König Sigismund 1598 verließen zahlreiche schwedische Katholiken Schweden und gingen mit ihrem König nach Polen. Hier pflegten sie die Traditionen ihrer alten Heimat. Kopien des Breviarium Rromanum, die für Polen (1631) gedruckt wurden, enthielten einen Anhang mit den Schutzheiligen des schwedischen Königreichs, die in ihrer Heimat nicht mehr geehrt wurden. Im Wappen der polnischen Könige der Wasa-Dynastie weden die Symbole des schwedischen Königreichs, die drei Kronen un der Löwe, mit dem polnischen Adler und dem litauischen „Vytis“ (der weiße Ritter) verbunden.
Peder Laurensen, ein Reformer aus Malmö 1530.
Das Malmø-bog (Malmöbuch, 1530) wurde in der damals dänischen Stadt Malmö gedruckt und zeigt, dass die Ideen der Reformation in einem städtischen Umfeld entstanden.
Martin Lipp (1854-1923), ein lutherischer Pastor, Dichter und Historiker schrieb auf Estnisch eine erste Kirchengeschichte, die den Beginn der Reformation in Livland darstellt:
Niels Kærgård’s Hvorfor er vi så rige og lykkelige? (Warum sind wir so reich und glücklich?) ist eines der vielen Bücher, die sich zum 500. Jubiläum der Reformation an die breite Öffentlichkeit in Dänemark wenden. Ausgangspunkt dieses 71-seitigen Buchs ist die Frage, ob es eine Verbindung zwischen dem Reichtum und der allgemeinen Lebensqualität des nordischen Wohlfahrtsstaats von heute und der Tatsache gibt, dass diese Länder alle die lutherische Reformation erlebten. Kærgård, Professor für Agrarwirtschaft an der Universität Kopenhagen, bietet – wenig überraschend - keine einfache Antwort auf diese Fragen, sondern trägt eher dazu bei, sie präziser zu formulieren.
Aus der Chronik des katholischen Priesters Dionysius Fabricius, die Ende des 16. Jahrhunderts oder Anfang des 17. Jahrhunderts in Livland geschrieben wurde: