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<loop_figure title="Ludwig von Maydell. ''„Gefecht mit den Oeselschen Seeräubern“, 1839." description="" show_copyright="true" copyright=""> | <loop_figure title="Ludwig von Maydell. ''„Gefecht mit den Oeselschen Seeräubern“, 1839." description="" show_copyright="true" copyright="" id="5f5a330d36dbc"> | ||
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:- Astaf von Transehe-Roseneck. ''Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland . In: Mitteilungen, Band 18''. Riga, 1908. S. 1–309, S. 225–226. | :- Astaf von Transehe-Roseneck. ''Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland . In: Mitteilungen, Band 18''. Riga, 1908. S. 1–309, S. 225–226. | ||
: Zitat aus dem deutschen Original: | : Zitat aus dem deutschen Original: https://www.difmoe.eu/d/view/uuid:2e0e3197-99dd-4561-b2ba-c820b7890e1d?page=uuid:3bf85725-b590-4b47-8ab1-af4130ac7604 | ||
Hans Kruus (1871–1976) gilt als der Gründer der estnischen Geschichtsschreibung als wissenschaftlicher Disziplin. Er war leitender Redakteur des mehrbändigen Werks „Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes“, das in den 1930er Jahren herausgegeben wurde. Kruus gehörte zeitlebens der politischen Linken an, trat 1940 in die kommunistische Partei ein und verbrachte den Großteil des Zweiten Weltkriegs hinter der russischen Front. Nach dem Krieg fiel er, wie so viele andere, den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. | Hans Kruus (1871–1976) gilt als der Gründer der estnischen Geschichtsschreibung als wissenschaftlicher Disziplin. Er war leitender Redakteur des mehrbändigen Werks „Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes“, das in den 1930er Jahren herausgegeben wurde. Kruus gehörte zeitlebens der politischen Linken an, trat 1940 in die kommunistische Partei ein und verbrachte den Großteil des Zweiten Weltkriegs hinter der russischen Front. Nach dem Krieg fiel er, wie so viele andere, den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. | ||
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Der estnische Maler Richard Sagrits (1910–1968) hat an den Kunsthochschulen von Tallinn und Tartu studiert. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in Jaroslawl hinter der russischen Front, wo viele estnische Künstler lebten. Sagrits wird vor allem wegen seiner Landschaftsbilder geschätzt, in den Kriegs- und Nachkriegsjahren malte er aber auch eine Reihe von Schilderungen der Frühgeschichte Estlands und der mittelalterlichen estnischen Geschichte.<br /> | Der estnische Maler Richard Sagrits (1910–1968) hat an den Kunsthochschulen von Tallinn und Tartu studiert. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in Jaroslawl hinter der russischen Front, wo viele estnische Künstler lebten. Sagrits wird vor allem wegen seiner Landschaftsbilder geschätzt, in den Kriegs- und Nachkriegsjahren malte er aber auch eine Reihe von Schilderungen der Frühgeschichte Estlands und der mittelalterlichen estnischen Geschichte.<br /> | ||
<loop_figure title="Richard Sagrits, „Nach der Strafexpedition“, 1943." description="" show_copyright="true" copyright=""> | <loop_figure title="Richard Sagrits, „Nach der Strafexpedition“, 1943." description="" show_copyright="true" copyright="" id="5f5a330d36dd7"> | ||
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Bernhard Borchert (1862–1945) wurde in Riga geboren. Er studierte Kunst in Sankt Petersburg und arbeitete nach seiner Rückkehr nach Riga als Maler, Illustrator und Lehrer. 1919 verließ er Lettland und ließ sich in Berlin nieder.<br /> | Bernhard Borchert (1862–1945) wurde in Riga geboren. Er studierte Kunst in Sankt Petersburg und arbeitete nach seiner Rückkehr nach Riga als Maler, Illustrator und Lehrer. 1919 verließ er Lettland und ließ sich in Berlin nieder.<br /> | ||
<loop_figure title="Bernhard Borchert. „Deutschordensritter“, 1911." description="" show_copyright="true" copyright=""> | <loop_figure title="Bernhard Borchert. „Deutschordensritter“, 1911." description="" show_copyright="true" copyright="" id="5f5a330d36dfd"> | ||
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Juhan Kreem, Anders Fröjmark, Jörg Hackmann
Im 13. Jahrhundert erlebten die Gebiete an der östlichen Ostseeküste eine tiefgreifende Transformation. Kreuzritter aus dem Westen eroberten und christianisierten viele der dort lebenden Stämme und gründeten neue mittelalterliche Staatsgebilde, die heute als Livland und Preußen bekannt sind.
Während Preußen im Verlauf der Jahrhunderte fast völlig germanisiert wurde, blieben die deutschen Siedler in Livland eine Minderheit. Die eingesessenen ethnischen Gruppen behielten ihre Identität, gewannen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Stärke und gründeten schließlich moderne Nationalstaaten.
Unsere Sicht auf die Kreuzzüge ins Baltikum hängt von vielen Faktoren ab. So kann das Studium mittelalterlicher Chroniken bei unterschiedlichen Lesern zu diametral entgegengesetzten Deutungen führen. Der deutsch-baltische Adel betrachtete die Kreuzzügler als seine Vorfahren, und auch wenn er sie nicht direkt glorifizierte, versuchte er doch, das Handeln der Eroberer zu verstehen und zu rechtfertigen. Erst in der Aufklärung entstand eine Kritik an den Kreuzzügen, die mit der Ablehnung des Ancien Régimes assoziiert wurde. Aus Sicht der Esten und Letten ist die Identifikation mit den heidnischen Stämmen ein wichtiger Teil ihres Geschichtsverständnisses, sodass dieselben Kriege (die baltischen Kreuzzüge) in der estnischen und lettischen Geschichtsschreibung auch als „der Freiheitskampf“ bekannt sind.
Obwohl die Kreuzzüge nach Finnland weniger umfangreich waren, hat der Widerstand der örtlichen Bevölkerung gegen die Eroberer aus dem Westen in der finnischen Geschichtsschreibung seinen festen Platz. Lalli, der Finne, der Bischof Heinrich von Uppsala tötete, wurde als Nationalheld gefeiert; Heinrich wurde wegen seines Martyriums zu einem katholischen Heiligen – und zum Schutzheiligen Finnlands.
Die deutsche und polnische Wahrnehmung des Deutschen Ordens und seines Herrschaftsgebiets in Preußen sind vom Nationalkonflikt des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt. Gestritten wird unter anderem darüber, ob der Orden im frühen 13. Jahrhundert Dokumente gefälscht hat, um Anspruch auf das Gebiet Preußen erheben zu können, und ob der Orden das Gebiet zivilisiert oder mit Gewalt erobert hat. Auch des Siegs der polnisch-litauischen Armee über die Armee des Deutschen Ordens bei Tannenberg/Grunwald/Žalgiris im Jahr 1410 wurde am Ende des 19. Jahrhunderts (Gemälde Jan Matejko), im Ersten Weltkrieg (deutscher Sieg bei Tannenberg) und in der Nachkriegszeit (Spielfilm Krzyżacy – deutscher Titel: Die Kreuzritter – von A. Ford, 1960) auf unterschiedliche Weise gedacht.
Die Frage, wie viel Zwang bei der Europäisierung des Ostseeraums im Spiel war, wurde von 1996 bis 2009 erneut in dem internationalen Forschungsprojekt „Kulturkonfrontation oder Kompromiss“ am ehemaligen Hochschulkolleg Gotland (heute Universität Uppsala, Campus Gotland) unter Leitung von Professor Nils Blomkvist untersucht. Dieses Projekt war als Reaktion auf die neue politische Situation im Ostseeraum entwickelt worden, führte zu einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen und schuf Forschungsnetzwerke, die zum Teil bis heute Bestand haben.
Der Maler Ludwig von Maydell (1795–1846 ) war einer der wichtigsten Vertreter der Romantik im Baltikum. Er entstammte einer großen deutsch-baltischen Familie und studierte Kunst in Berlin, Dresden, Stuttgart und Rom. Nach seiner Rückkehr nach Tartu gründete er die erste Werkstatt für Holzschnitte im russischen Reich. Sein Interesse für Geschichte mündete in einer sehr einflussreichen Reihe von Holzschnitten über das mittelalterliche Livland.
Garlieb Helwig Merkel (1769–1850), Sohn eines livländischen Pastors, war Hauslehrer, Sekretär, Schriftsteller und Herausgeber. Besonders bekannt ist er für seine kritischen Werke über die Leibeigenschaft in den baltischen Provinzen. Im Geist der Aufklärung erforschte er die ursprüngliche Lebensweise der baltischen Völker im goldenen Zeitalter ihrer Länder, bevor diese erobert und christianisiert worden waren. Über den Deutschordensritter Goswin von Aschenberg, der 1428 die Gesandten des Bischofs tötete, schrieb Merkel:
Der livländische Lehnsherr und baltische Adlige Astaf von Transehe-Roseneck (1865–1946) lebte 1918 in Berlin. Nach der Landreform und der Auflösung der Landgüter verließ er das Land und ließ sich in Mecklenburg nieder. Seine Hauptwerke als Historiker konzentrieren sich auf die Rechtsgeschichte der baltischen Länder und die Genealogie des baltischen Adels.
Hans Kruus (1871–1976) gilt als der Gründer der estnischen Geschichtsschreibung als wissenschaftlicher Disziplin. Er war leitender Redakteur des mehrbändigen Werks „Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes“, das in den 1930er Jahren herausgegeben wurde. Kruus gehörte zeitlebens der politischen Linken an, trat 1940 in die kommunistische Partei ein und verbrachte den Großteil des Zweiten Weltkriegs hinter der russischen Front. Nach dem Krieg fiel er, wie so viele andere, den stalinistischen Säuberungen zum Opfer.
Heinrich von Treitschkes Essay wurde unter dem Titel „Das Deutsche Ordensland Preußen” im Jahr 1862 veröffentlicht und markiert eine deutliche Hinwendung zum deutschen Nationalismus, der Anspruch auf die Gebiete erhebt, die einst zum Staatsgebiet des Deutschen Ordens gehörten, und den „faulen“ slawischen Nationen eindeutig negativ gegenüber steht. Der Text stimulierte polnische Gegennarrative über die verräterischen und grausamen Taten der Deutschordensritter.
Der estnische Maler Richard Sagrits (1910–1968) hat an den Kunsthochschulen von Tallinn und Tartu studiert. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in Jaroslawl hinter der russischen Front, wo viele estnische Künstler lebten. Sagrits wird vor allem wegen seiner Landschaftsbilder geschätzt, in den Kriegs- und Nachkriegsjahren malte er aber auch eine Reihe von Schilderungen der Frühgeschichte Estlands und der mittelalterlichen estnischen Geschichte.
Bernhard Borchert (1862–1945) wurde in Riga geboren. Er studierte Kunst in Sankt Petersburg und arbeitete nach seiner Rückkehr nach Riga als Maler, Illustrator und Lehrer. 1919 verließ er Lettland und ließ sich in Berlin nieder.